Der Vertrag von Versailles beendete offiziell den Ersten Weltkrieg, doch seine ungünstigen Bestimmungen für das Deutsche Reich führten zu Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Allgemein stand die neugegründete, von zahlreichen Putschversuchen geschwächte Republik, zwar auf wackeligen Füßen, doch konnte sie sich im Verlauf der 20er Jahre zunehmend erholen.

Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise 1928 verschärfen sich allerdings die Unzulänglichkeiten des neuen Staates, und konnten nicht mehr kompensiert werden. Schuld daran waren die stetig wechselnden Regierungen, die aufgrund der unregelmäßigen Mehrheitsverhältnissen im Reichstag zustande kamen.

Bedeutung für die Stadt Backnang

Auch die Stadt Backnang war von zahlreichen Krisen stark geschwächt und der städtische Haushalt konnten kaum die allernötigsten Dinge abdecken. Große Projekte wie das Krankenhaus oder das Leichenhaus kamen nur unter großen Mühen zustande. Trotz zahlreicher Neubauten in neuen Wohngebieten am Stadtrand, zum Beispiel am Etzwiesenberg und beim neuen Krankenhaus, konnte die Wohnungsnachfrage nicht gedeckt werden.

Umso bedeutsamer waren die zahlreichen Stiftungen von Privatleuten und deren soziales und kulturelles Engagement. So errichtete der Lederfabrikant Fritz Schweizer für den Liederkranz einen neuen Theatersaal am Bahnhofshotel und förderte darin intensiv kulturelle Veranstaltungen. Es entstanden zahlreiche neue Vereine, die das kärgliche Freizeitangebot der Backnanger Bevölkerung ergänzten.

Die Auswirkungen des Versailler Vertrag und das Scheitern der Weimarer Republik

Kapp-Putsch 1920

Eine Maßnahme des Versailler Vertrags war Artikel 160: Die Reduzierung des deutschen Heers auf 100.000 Berufssoldaten und die Auflösung der aus Freiwilligen bestehenden Freikorps. Dieser Beschluss löste Putschbestrebungen bei den frustrierten und von der Entlassung bedrohten Freikorpsoffiziere aus. Zudem gab es Umsturzpläne der im Oktober 1919 gegründeten Nationalen Vereinigung (Nachfolgeorganisation der Deutschen Vaterlandspartei).

Der ostpreußische Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp war einer der führenden Köpfe des rechtsextremen Verschwörerkreises, der sich gegen die Weimarer Republik richtete. Kapp unterhielt außerdem intensiven Kontakt zu Walther von Lüttwitz, dem ranghöchsten General der Reichswehr.

Einer Anweisung der Interalliierten Militärkontrollkommission folgend, löste Reichswehrminister Gustav Noske am 29. Februar 1920 die 6 000 Mann starke Marinebrigade von Hermann Ehrhardt und das Freikorps Loewenfeld auf.

Dem widersetzte sich Reichswehrgeneral von Lüttwitz. Am frühen Morgen des 13. März besetzte er an der Spitze der ihm unterstehenden Marinebrigade Ehrhardt, das Berliner Regierungsviertel und ernannte Kapp zum Reichskanzler. Da die Reichswehr nicht bereit war gegen die Putschisten militärisch vorzugehen, floh die Mehrzahl der Minister mit Reichskanzler Gustav Bauer und dem Reichspräsidenten Friedrich Ebert aus Berlin.

Noch im Laufe des 13. März erschien in allen größeren Städten ein, von den sozialdemokratischen Regierungsmitgliedern und vom Parteivorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Otto Wels unterzeichneter Aufruf zum Generalstreik. Dieser löste insbesondere in der Reichswehr so starke Irritationen aus, dass die Reichsregierung sich umgehend von diesem Aufruf distanzierte.

Der Putsch war nach vier Tagen beendet. Entscheidend für das Scheitern des Staatsstreichs war die Weigerung der Ministerialbürokratie, den Anordnungen Kapps Folge zu leisten. Zudem zeigte auch der Generalstreik mit dem Zusammenbruch der öffentlichen Dienstleistung verheerende Wirkung.

In Sachsen, in Thüringen und im Ruhrgebiet versuchten linksgerichtete Kräfte jedoch, den Generalstreik zur „proletarischen Revolution“ voranzutreiben. Gegen den Märzaufständ von 1920 setzte die Reichsregierung wiederum Freikorps ein, darunter auch die Marinebrigade Ehrhardt.

Die Inflation nach Kriegsende 1918-1923

Um die Kriegsfolgelasten zu bewältigen, setzte sich die Geldentwertung durch die Aufnahme neuer Staatsschulden unvermindert fort. Soziale Leistungen für Kriegsopfer und Hinterbliebene, sowie die Umstellung der Kriegswirtschaft auf eine Friedensproduktion, destabilisierten den Reichshaushalt in immer größerem Ausmaß.

Zur hohen Staatsverschuldung führten die, aus dem Versailler Vertrag abgeleiteten Reparationsforderungen, die erstmals im April 1921 beziffert und von den Alliierten wenig später mit dem Londoner Ultimatum durchgesetzt wurden. Mehr als 132 Milliarden Goldmark wurden vom Deutschen Reich als Kriegsentschädigung in Dollar ($), Pfund (£) und Franc (FF) gefordert.

Um nicht die Verantwortung für die innenpolitisch heftig umstrittenen Reparationszahlungen übernehmen zu müssen, trat die amtierende Reichsregierung unter Konstantin Fehrenbach zurück und wurde am 10. Mai durch ein von Joseph Wirth geführtes Kabinett ersetzt. Diese wollten die Forderungen der Alliierten so weit wie möglich erfüllen, um zu demonstrieren, dass die Forderungen auch bei bestem Willen unerfüllbar seien. Die „Erfüllungspolitik“ führte zu einer starken Polarisierung und gab den rechten Oppositionsparteien Auftrieb in ihrer nationalistischen Hetze gegen Politiker wie Matthias Erzberger und Walther Rathenau.

Vor dem Hintergrund der innenpolitischen Auseinandersetzung beschleunigte sich der Währungsverfall. Die Einnahmen aus Steuern, Zöllen und Abgaben konnten den Finanzbedarf bei weitem nicht decken. Zur Deckung laufender Ausgaben mussten immer wieder neue Kredite aufgenommen werden. Die Reichsbank diskontierte die Schatzanweisungen des Staates und überwies der Regierung immer größere Geldbeträge. Die steigende Verschuldung, sowie der zur Begleichung der Reparationen in großem Umfang durchgeführte Devisenankauf ließen den Kurs der deutschen Währung immer weiter abrutschen und die Notenpressen immer mehr Geld drucken.

Mit fortschreitender Inflation hatte sich die Versorgungslage der Bevölkerung laufend verschlechtert. Dem Anstieg der Preise für Waren und Dienstleistungen konnten die Löhne und Gehälter nicht folgen. Der Reallohn sank auf ca. 40 Prozent seines Vorkriegsniveaus. Weite Teile der deutschen Bevölkerung verarmten, Vermögenswerte schmolzen dahin, Ersparnisse wurden völlig entwertet, Spargelder von Generationen vernichtet. Feste Erträge oder Zinsen waren praktisch wertlos. Durch Mangel an Kaufkraft verloren auch Immobilien ihren Wert und wurden bei Notveräußerungen geradezu verschleudert.

Um aus dem Chaos herauszukommen, musste ein Weg zur Einstellung des Ruhrkampfs gefunden werden. Des ersten Kabinetts unter Gustav Stresemann wurde ernannt. Im Bemühen um eine Stabilisierung der Währung nahm das Reich im August 1923 eine wertbeständige Anleihe in Höhe von 500 Millionen Goldmark auf.

Als die Regierung Stresemann am 26. September das offizielle Ende des Ruhrkampfs verkündete, reagierte die Bayerische Staatsregierung noch am selben Tag angesichts der nationalistischen und separatistischen Proteste gegen die Einstellung des passiven Widerstands, mit der Verhängung des Ausnahmezustands in Bayern. Aus Furcht vor einer drohenden Eskalation des Konflikts zwischen Bayern und dem Reich folgte am nächsten Tag die umgehende Verhängung des Ausnahmezustands über das gesamte Reichsgebiet durch Reichspräsident Friedrich Ebert.

Zur Bekämpfung der Inflation wurde am 16. Oktober der Beschluss über die Errichtung der Deutschen Rentenbank verkündet. Als der Dollar wenig später einen neuen Höchstkurs von 40 Milliarden Mark erreichte, verstärkten sich in Sachsen Unruhen republikanisch-proletarischer Kräfte, die eine „großkapitalistische Militärdiktatur“ befürchteten. Dem Beispiel der offenen Auflehnung Sachsens folgte nun auch Thüringen.

Während der Konflikt zwischen Bayern und dem Reich bedrohlich eskalierte und immer mehr rechtsgerichtete Wehrverbände einen bewaffneten „Marsch nach Berlin“ forderten, wurde in Aachen eine separatistische Rheinische Republik ausgerufen, und in Hamburg kam es zu bewaffneten Straßenkämpfen zwischen Kommunisten und der Polizei. Auf dem Höhepunkt dieser akuten Krise um die Reichseinheit verbreiterte sich die Bereitschaft zur Errichtung einer Militärdiktatur. Mit seinem Putschversuch vom 8./9. November 1923 wollte Adolf Hitler die chaotische Lage in seinem Sinne ausnutzen.

Mit der Währungsreform trat am 15. November eine neue Währungsordnung in Kraft, welche die Inflation schlagartig beendete.

Die Weltwirtschaftskrise

Im Winter 1929/30 geriet Deutschland in den Strudel, der sich aus dem Zusammenbruch der New Yorker Börse im Oktober 1929 entwickelnden Weltwirtschaftskrise. Der Kapitalstrom nach Deutschland versiegte, als die für die deutsche Wirtschaft so dringend benötigten ausländischen Kredite abgezogen wurden. In den USA und in Europa setzte sich zunehmend nationaler Protektionismus durch, das Welthandelsvolumen fiel von 1929 bis zum Tiefpunkt der Rezession 1932 um 25 Prozent. Der deutsche Warenexport sank in demselben Zeitraum von 13,5 auf 5,7 Milliarden Reichsmark. Firmenzusammenbrüche, Bankenschließungen und Massenarbeitslosigkeit waren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise.

Zwischen September 1929 und Anfang 1933 stieg die Zahl der Erwerbslosen in Deutschland von 1,3 auf über sechs Millionen. Das Realeinkommen sank um ein Drittel, Armut und Kriminalität nahmen sprunghaft zu. Massenverelendung kennzeichnete in der Wirtschaftskrise das Alltagsleben breiter Bevölkerungsschichten. Für ältere Menschen bestand keinerlei Hoffnung auf eine Anstellung. Auch jüngere Arbeitslose mussten jede Chance eines kleinen Verdiensts ergreifen, um dem gefürchteten sozialen Abstieg und der Obdachlosigkeit zu entgehen.

Die allgemeine Katastrophenstimmung veränderte zunehmend die politischen Rahmenbedingungen. Mit Erfolg entfesselten die Gegner der Weimarer Republik von rechts und links eine beispiellose Agitation gegen die demokratische Ordnung. Der seit den Landtagswahlen 1929 eingesetzte Aufwärtstrend der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) verstärkte sich mit der Reichstagswahl 1930. Auch die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) profitierte bei den Wahlen von der allgemeinen Missstimmung gegen die Weimarer Republik und ihrer Wirtschaftsordnung. Die liberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) als Vertreterin des parlamentarischen Systems hingegen versank in der politischen Bedeutungslosigkeit.

Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik

Versailler Vertrag

  • Hohe Reparationsauszahlungen
  • Großflächige Gebietsverluste
  • Starke Verteidigungsbeschränkungen
  • Kriegsschuldartikel

Wirtschaft

  • Starke Inflation 1923
  • Weltwirtschaftskrise 1929
  • Hohe, stetig ansteigende Arbeitslosigkeit

Schwäche der demokratischen Tradition und Stärke des Obrigkeitsdenkens

  • Demokratie „von außen erzwungen“
  • Abrupter Wechsel 1918/1919 im politischen System
  • Ebert-Groener-Pakt, auch „Pakt mit den alten Mächten“ (gemeinsames Vorgehen gegen linksradikale Gruppen, sowie Niederschlagung von Aufständen, die das Ziel der Fortsetzung der Revolution zu einer sozialistischen Gesellschaft hatten)

Verfassung

  • Reichspräsident mit viel Macht
  • Artikel 25 (Der Reichstag konnte vom Reichspräsidenten aufgelöst werden, aber nur einmal aus dem gleichen Anlass.) und Artikel 48 (Er konnte zur Wiederherstellung des Reichsfriedens Grundrechte außer Kraft setzen und die zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nötigen Maßnahmen treffen.)
  • 5 Prozent-Klausel fehlt

Versagen von Politikern

  • Papen („Einbindung Hitlers“)
  • Hindenburg (ernennt Hitler zum Reichspräsidenten)
  • Brüning (fehlerhafte wirtschaftliche Politik)
  • Thälmann (sture politische Vorgehensweisen als KPD-Vorstand)

Versagen von Parteien

  • Staatsfeinde (extreme Parteien: KPD, DNVP, NSDAP)
  • Gespaltene Arbeiterbewegung (SPD, KPD, Gewerkschaften)
  • Viele Großindustrielle waren gegen den Sozialstaat

Literatur- und Quellenangabe

  • Backnanger Jahrgangsbücher
  • Backnanger Stadtchronik
  • 70 Jahre deutsche Geschichte im Spiegel des Backnanger Murrtal-Boten
  • Alfred Dirr NSDAP-Kreisleiter in Backnang
  • Zuerst die Arbeit
  • Murrtal-Bote 1918 bis 1932
  • Deutsches Historisches Museum, URL: //www.dhm.de
  • Backnanger Stadtarchiv und Herr Trefz
  • Zeitzeuge: Gotthilf Tempel (Vorsitzender des Briefmarkensammlervereins)

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